Schwangerschaft
Es gibt keine Gründe, warum eine Frau mit QSL nicht schwanger werden kann. Studien zeigen, dass eine Frau mit QSL die gleichen Chancen hat, ein gesundes Kind zu gebären wie Frauen ohne QSL. Manche Komplikationen können jedoch mit einer grösseren Wahrscheinlichkeit auftreten. So besteht beispielsweise ein erhöhtes Risiko Blutgerinnsel, Harnwegsinfektionen, autonome Dysreflexie oder Druckgeschwüre zu entwickeln.
RAT UND BETREUUNG DURCH SPEZIALISTEN
Eine Frau mit QSL, die in Betracht zieht, schwanger zu werden unter Berücksichtigung der möglichen Komplikationen, sollte ein Zentrum für Risikoschwangerschaften zur Beratung vor der Schwangerschaft kontaktieren. Durch die Beratung wird vermittelt, was während der Schwangerschaft erwartet werden kann und ob vor der Schwangerschaft bereits bestimmte Massnahmen ergriffen werden sollten (z. B. Überprüfung der Medikamente).
Es wird empfohlen, dass Schwangere mit QSL von Fachexperten für Risikoschwangerschaften betreut werden sollten. Dort wird ein Schwangerschaftsplan für zusätzliche Kontrollen oder für notwendig befundene Untersuchungen erstellt und bestimmt ob das Kind vaginal oder durch einen Kaiserschnitt geboren werden sollte. Es ist jedoch auch denkbar, für die Vorsorgeuntersuchungen, Elternbildung, Nachsorgeuntersuchungen, usw., die Teil der regulären Schwangerschaftüberwachung sind, eine reguläre Frauenarztpraxis aufzusuchen. Bei vielen Frauen mit einer QSL verlaufen die Schwangerschaften ganz unkompliziert, sodass sie keine Betreuung für Risikoschwangerschaften benötigen. Möglicherweise ist es auch ratsam, mit dem Querschnittzentrum in Kontakt zu bleiben im Hinblick auf die Rückenmarksverletzung, den Bedarf an neuen und anpassbaren Hilfsmitteln, usw. Idealerweise besprechen Ihre Spezialisten für Geburtshilfe und Rehabilitation Ihre Schwangerschaft sowie mögliche Komplikationen miteinander.
Unter Beratungsangeboten finden Sie Adressen von Spezialisten, welche Sprechstunden anbieten.
MEDIKAMENTE
Ihre Medikamente sollten vor der Schwangerschaft überprüft werden, da viele gängige Medikamente das Risiko eines Sauerstoffmangels beim Ungeborenen erhöhen können. Beispiele sind krampflindernde Mittel, Blasenrelaxantien und Schmerzmedikamente. (Benzodiazepine, Carbamazepin, Tetracycline und entzündungshemmende Medikamente). Dies sollte jedoch mit einem Arzt abgeklärt werden, der das Risiko Sauerstoffmangel beim Ungeborenen vs. Notwendigkeit der Medikamente für die Mutter abzuwägen weiss. Wenn Sie sich bei einem Medikament während der Schwangerschaft unsicher sind, wenden Sie sich bitte an ein Zentrum für Risikoschwangerschaften sowie ein Querschnittzentrum für eine Beratung vor der Schwangerschaft.
HARNTRAKT
Eine Schwangerschaft beeinflusst die Blasenfunktion. Das Risiko einer Harnwegsinfektion ist bei Schwangeren im Vergleich zu Nicht-Schwangeren doppelt so hoch. Das Hormon Progesteron entspannt die glatten Muskeln des Harnleiters, was dazu führt, dass der Urin langsamer von den Nieren in die Blase fliesst. Der Druck der wachsenden Gebärmutter verlangsamt ebenfalls den Urinfluss und erschwert es gleichzeitig, die Blase komplett zu entleeren. Folglich können sich Bakterien im Urin besser vermehren bevor sie ausgespült werden. Urinrückstände (in der Blase verbleibender Urin) vergrössert das Risiko einer Harnwegsinfektion. Nicht-Schwangere werden gewöhnlich nur bei Harnwegsinfektionen behandelt, die Symptome hervorrufen. Bei Schwangeren jedoch erhöhen asymptomatische Infektionen das Risiko einer Frühgeburt. Grund dafür ist, dass sich Harnwegsinfektionen während der Schwangerschaft häufig über den Harnleiter bis zu den Nieren ausbreiten und dort eine Entzündung hervorrufen. Eine Niereninfektion wiederum setzt entzündungsfördernde Stoffe in der gesamten Bauchhöhle frei und kann dadurch verfrühte Wehen auslösen. Aus diesem Grund ist es wichtig, häufig Urinkulturen zu testen, zumindest bei jeder Geburtsvorsorgeuntersuchung, um so mögliche Infektionen früh zu erkennen. Schwangere mit QSL, die unter ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, bekommen oft Antibiotika verschrieben, um diesen Komplikationen vorzubeugen.
DARMBESCHWERDEN
Darmbeschwerden können während der Schwangerschaft zunehmen. Der Druck der Gebärmutter auf den Enddarm kann bei manchen Frauen vermehrt zu Verstopfung führen, während andere wiederum vermehrt an Problemen mit analer Inkontinenz leiden. Ein voller Darm kann zu mehr Spastik und Kontraktionen der Gebärmutter führen. Schwangere leiden häufig unter Verstopfung und eine QSL kann dies noch begünstigen. Verstopfung kann durch eine ballaststoffreiche Ernährung, angemessene Flüssigkeitszufuhr und Medikamente vorgebeugt oder behandelt werden. Oft bekommen Schwangere auch Eisenpräparate verschrieben, welche die Verstopfung noch begünstigen. Um dies zu vermeiden, muss das Eisenpräparat eventuell intravenös anstatt oral zugeführt werden. Schmerzhafte Hämorrhoiden können in den letzten Monaten der Schwangerschaft vermehrt Spastik verursachen.
AUTONOME DYSREFLEXIE
Personen mit QSL oberhalb des sechsten bis achten Brustwirbels können eine autonome Dysreflexie entwickeln (AD). Dieser Zustand wird durch schmerzhafte Reize unterhalb der Läsionshöhe hervorgerufen wie z. B. Blasenüberdehnung, Druck, Verstopfung, Entzündungen der Haut oder Nägel sowie durch enge Kleidung. Entbindungen gehören mit zu den Hauptauslösern; unterschiedliche Ursachen in Verbindung mit Schwangerschaft können das Risiko jedoch erhöhen, wie beispielsweise Harnwegsinfektionen, Verstopfung, Druck auf die Gebärmutter und Braxton-Hicks Kontraktionen.
AD führt zu einem massiven Blutdruckanstieg. Zu den Symptomen gehören pulsierende Kopfschmerzen, Hautrötungen oberhalb der Läsionshöhe, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Sehstörungen. Diesem Zustand kann durch Vermeidung oder Entfernung des auslösenden Faktors entgegengewirkt werden. Es wird empfohlen, die betroffene Person in einer aufrechten Sitzposition zu belassen, um den Druck auf das Gehirn zu minimieren. Enge Kleidung und Schuhe sollten gelockert werden. Falls diese Massnahmen nicht ausreichen, sind gegebenenfalls blutdrucksenkende Mittel notwendig. Solche Medikamente können von Schwangeren eingenommen werden ohne dem Fötus zu schaden.
Präeklampsie und autonome Dysreflexie zeigen ähnliche Symptome. Eine korrekte Diagnose der vorliegenden Erkrankung ist deshalb von grosser Bedeutung. Nennenswert ist dabei, dass sich der Blutdruck während der Geburt zwischen zwei Wehen für gewöhnlich im Falle einer autonomen Dysreflexie normalisiert. Bei einer Präeklampsie jedoch bleibt der Blutdruck konstant hoch. Beide Erkrankungen können lebensbedrohlich werden, wenn sie nicht behandelt werden.